Konzept: Sicherer elektronischer Impfausweis

Die Berner Fachhochschule BFH, die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH, pharmaSuisse, HCI Solutions von Galenica, Interpharma und die Genossenschaft MIDATA legen gemeinsam ein Konzept vor, wie die Schweiz einen sicheren elektronischen Impfausweis aufbauen kann – bei dem die Bürger*innen jederzeit die Datenhoheit haben.

Oberste Prinzipien: Robuster Datenschutz und Datenhoheit bei Patient*innen
Die Machbarkeitsstudie wurde entlang gewisser Schlüsselprinzipien aufgezogen. Zentral ist neben der Datenhoheit der Bürger*innen auch der Datenschutz. Dieser hat im entwickelten Konzept oberste Priorität. Des Weiteren ist das Konzept öffentlich und die Standards der vorgeschlagenen Lösung sind breit anwendbar, wodurch das Modell beliebig erweitert werden kann. Auch haben die Autor*innen sichergestellt, dass die vorgeschlagene Lösung mit anderen Initiativen kompatibel ist – insbesondere mit dem elektronischen Patientendossier (EPD). Bürger*innen können somit ihre Daten frei von einem Ort an den anderen verschieben. Ein weiterer zentraler Punkt: Der elektronische Impfausweis liesse sich rasch realisieren – sobald eine nachhaltige Finanzierung sichergestellt ist.

Langfristige Finanzierung und Bau des Systems als nächste Schritte
Ein Impfdatenökosystem braucht finanzielle Mittel. Die Studie führt detailliert auf, welche Komponenten integriert, neu entwickelt, gewartet und betrieben werden müssten. Der nächste Schritt für die Umsetzung ist es, eine langfristige Finanzierung zu sichern. Danach kann das System gebaut und unterhalten werden. Hierzu braucht es private und öffentliche Investitionen, da der e-Impfausweis den Patient*innen gratis zur Verfügung stehen soll.

Die vorgelegte Studie zeigt, dass für die Schweiz ein sicherer und breit abgestützter elektronischer Impfausweis möglich ist, explizit auch mit der technischen Machbarkeit einer Anbindung an ein EPD. Die Studie kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn sie ist auch für die Bundesverwaltung interessant. Diese arbeitet derzeit an der Einführung eines Impfausweises im EPD.

Zur Studie (PDF, 4 MB)

Projektpartner

Die FMH setzt sich dafür ein, dass alle Patientinnen und Patienten in der Schweiz Zugang zu qualitativ hochstehender und finanziell tragbaren medizinischen Leistungen haben – Im politischen Entscheidungsprozess macht sich die FMH für eine ausgewogene Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder stark und fördert die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren des Schweizer Gesundheitssystems.
PharmaSuisse will, dass die Schweizer Apotheker der Bevölkerung auch in Zukunft als unverzichtbare und hochqualifizierte Gesundheitsspezialisten dienen können. Deshalb setzen sie sich auf allen Ebenen für einen starken Berufsstand in einem starken Gesundheitswesen ein.
HCI Solutions (HealthCare Information) bietet Stammdaten für den Schweizer Gesundheitsmarkt. Zusätzlich engagiert sich die Firma im Bereich eHealth, um die Patienten- und Medikationssicherheit im Schweizer Gesundheitswesen zu erhöhen.
Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet. Interpharma informiert die Öffentlichkeit über die Belange, welche für die forschende Pharmaindustrie in der Schweiz von Bedeutung sind sowie über den Pharmamarkt Schweiz, das Gesundheitswesen und die biomedizinische Forschung.
Die MIDATA-Datenplattform erlaubt es den Bürgerinnen und Bürgern, ihre Gesundheitsdaten sicher und unentgeltlich auf einem persönlichen Konto zu sammeln und frei über deren Verwendung in Forschungsprojekten zu verfügen. Sie können damit als sogenannte «Citizen Scientists» eine aktive Rolle in der medizinischen Forschung spielen.
MIDATA wirkt als Treuhänderin der Daten ihrer Mitglieder resp. der teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger. Sie ist eine gemeinnützige, genossenschaftlich organisierte Einrichtung, die – wie beispielsweise Blutspende-Dienste – ohne finanzielle Anreize funktioniert. Die Kontoinhaber werden für ihre bewusste und freiwillige «Daten-Spende» nicht entschädigt. Die Einnahmen, die durch die Integration von Daten in eine wissenschaftliche Studie entstehen, werden in die auf der Plattform angebotenen Dienste und in diverse kleinere Forschungsprojekte reinvestiert. Startups, IT-Dienstleister und Forschungsgruppen können auf der Plattform mobile Apps anbieten, beispielsweise Gesundheits-Apps oder Apps für die Behandlung und Kontrolle von Patienten mit chronischen Krankheiten. MIDATA wird derzeit in mehreren wissenschaftlichen Gesundheitsprojekten genutzt. In ein einem Projekt am Universitätsspital Zürich sind beispielsweise an Multipler Sklerose leidende Patientinnen und Patienten involviert. Sie prüfen den Effekt von Behandlungen mittels einer Tablet-App, die ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten testet. Aktuell befindet sich ein Projekt der ETH Zürich im Aufbau, das sich mit Fragen zu verschiedenen Trainingsmethoden und dem jeweiligen Einfluss auf den Muskelaufbau befasst. Es werden zunehmend Projekte umgesetzt, die sich an einen breiten Bevölkerungskreis richteten und einen Mehrwert für viele bieten – genauso, wie das beim Projekt «Ally Science» der Fall ist.

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Die Berner Fachhochschule BFH ist eine anwendungsorientierte Hochschule mit einem innovativen und praxisnahen Angebot in Lehre, Forschung und Entwicklung sowie Weiterbildung. Sie bereitet Studierende auf berufliche Tätigkeiten vor, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden umgesetzt werden.